Schnuckenmoment

Zwischen Heide und Moor

Auszug aus ‚Wildes Herz‘ – Only the attempt to create a novel

Der Puls schlug schnell, das Herz schien zu rasen, als ein erneuter Schmerz seinen Körper erfasste und ihn zu verdrehen schien. Eben noch hatte er an der Seite seines Vaters und seines Volkes seine geliebte Mutter verabschiedet. Er hatte es nicht mehr dort ausgehalten, bei dem Feuer, welches ihren Leichnam auffraß, sie wieder zu dem werden ließ, aus dem sie entstanden war. Asche die zu Boden wehte um diesen zu nähren und dort neues Leben spenden würde, dass sie am Leben erhielt. Jeder von ihnen würde diesen Weg gehen. Früher oder später.

Noch immer hallten die Gesänge der Menschen in seinem Kopf wieder, voller Trauer und Schmerz um diese Frau, dieses Mitglied der königlichen Familie und der Schmerz zerriss ihn nun förmlich.

Ein vollkommen unmenschliches Heulen hatte die Stille des nächtlichen Waldes zerrissen und er war sich nicht sicher, von wo dieses Heulen gekommen war, es klang nur so gefährlich nahe.

Es war weder ein Wolf gewesen, noch sonst irgendein Tier, welches der dunkelhaarige Junge je gehört oder gekannt hatte und er kannte eigentlich alle Tiere des Waldes, schließlich hatte sein Vater ihm alles gelehrt. Dicht an seinem Kopf hatte etwas dunkel und kratzig geknurrt, laut geschnüffelt und für einen Moment konnte er den Blick in gelbe Augen erhaschen, die unnatürlich zu leuchten schienen. All seine antrainierten Instinkte schlugen fehl, er reagierte wie jeder Mensch und rannte davon.

Das Heulen hing noch immer in seinem Kopf, als er um einen Baum einen Haken schlug. Er lief, lief um sein Leben, während die Gefahr jedoch aus seinem Inneren herauszukommen schien. Der Junge wusste nicht was es war, was ihn immer wieder keuchen ließ, ihn vor Schmerz halb wahnsinnig machte. Auch hörte er erneut wieder das schnelle Atmen, ein Schnauben, ein Knurren was ihm zu folgen schien oder doch von ihm kam?

Hatte etwas seine Fährte aufgenommen oder war er es selber der sich verfolgte in dieser widerlichen Nacht? Irgendwas war da… oder irgendwer.

Der nächste Schwall Angst ließ neues Adrenalin hochschießen, brachte ihn dazu, die letzten Kraftreserven aufzugreifen und über einen nieder gestürzten Baumstamm zu springen.

Er überschlug sich beim Aufkommen, spürte, wie in seinem Leib die Knochen brachen, wie der Schmerz ihm die Luft aus den Lungen presste. Seine Haut brannte, sein Gesicht schien zu zerspringen und sich wieder zusammen zuziehen und sein Körper ihm nicht mehr zu gehören. Mühsam versuchte er sich aufzurappeln, schmeckte das Blut in seinem Mund, spuckte es aus. Wieder fiel er auf die Knie, warf sich rum, um zu sehen.

Gelbe Augen leuchteten direkt über ihm auf, sahen auf ihn nieder. Gestank von Verwesung und Schweiß drang in seine Nase, ließen ihn würgen, dazu die eigenen Schmerzen, die ihn dazu brachten, sich erneut zu krümmen und sich zu übergeben, als wollte der Körper Gifte loswerden, von denen er nicht wusste, dass er sie in sich hatte.

Etwas legte sich um seinen Hals, doch es waren seine eigene Finger oder doch Klauen? Im nächsten Moment fühlte er sich hochgehoben, auf starke haarige Arme, die ihn an ein Brust drückten.

„Warum machst du es dir nur schwerer, Darvin. Es ist zu früh und du brauchst meine Hilfe… lass mich rein…“ Die Stimme war dunkel, dunkler als alles, was er je gehört hatte in seinem jungen Leben, sie schien wie durch dicke Nebel zu ihm vorzudringen. Gleichzeitig kam sie ihm bekannt vor, versprach Schutz und Hilfe vor dem, was ihn verfolgte, ihn bedrohte. Und in dem Moment, als er los ließ, als er seinen Vater gewähren ließ, begriff er, was ihn wirklich gejagt hatte. Sein eigenes Ich, sein eigenes Ungeheuer, sein Wolf. Er war zu jung, das wusste er jetzt schon. Für einen Moment lag pure Überraschung in seinem Blick, dann angstvolles Erkennen, er rang nach Luft, sog sie schmerzhaft ein und röchelte leise „Vater, was passiert mit mir…“

Ein lautes Krachen hallte durch den Wald und gleichzeitig um ihn wurde es dunkel und er verlor die Besinnung, während sein Körper sich in Schmerzen in unnatürliche Form verrenkte. „Ich liebe Dich, mein Sohn, es ist zu Deinem Schutz…“ Langsam zog sich sein Vater aus seinem Geist heraus, betrachtete den geliebten Sohn, der sich wie im Todeskampf wand. Der Wolf heulte und diesem Heulen schlossen sich immer mehr Wölfe an. Sie kamen näher und umringten den sich biegenden Leib, der halb Junge und halb Wolf war und immer wieder von neuem sich änderte. Der Blick des Vaters ging zum See, in den der Junge vorher noch geblickt hatte Er ist zu jung, Jelin. Er ist viel zu jung… Dein Tod kam zu früh für ihn. Viel zu früh, das wird er nicht verkraften.

Wieder heulten die Wölfe, ehe sie einen melodischen Gesang anstimmten und wieder zu den Menschen wurden, die sie eigentlich waren. Sein Rudel, sein Volk, seine Familie und die Familie des Jungen, der nun um sein Leben kämpfte.

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