Schnuckenmoment

Zwischen Heide und Moor

Ein Eichhörnchen zieht ein

Ein neues Leben war in der Regel eines. Ungewohnt.

Das Eichhörnchen mit den Flügeln war nun in einem fremden Wald gelandet, an einem fremden See und aß Möhren, frisch aus dem Garten von Hoppers Mutter. Eher nachdenklich knabberte es an seiner letzten Möhre und betrachtete die Kaninchenfamilie aufmerksam. Alle redeten durcheinander und auch wenn Hopper ihr viel Aufmerksamkeit zukommen ließ, fühlte sich das Eichhörnchen unwohl und fremd.

Man war bemüht…

Bemüht zu sein um jemanden war so grauenvoll, denn derjenige spürte es und so spürte auch Minga, das man um sie bemüht war. Leise seufzte das Eichhörnchen auf und schnuffelte leise. Was ihre Tante wohl jetzt gerade machte?

Dann jedoch kam das Gespräch darauf, wo Minga nun schlafen könnte und die Kaninchenkinder waren wirklich sehr darauf erpicht, das Minga teil der Familie zu werden schien. Nur das Eichhörnchen war nicht begeistert davon.

Aus Höflichkeit war es wirklich am Überlegen, dem zu zustimmen, doch dann schüttelte es den Kopf. Nein, nein. Das wäre nicht richtig. Man sollte doch immer ehrlich sein und so fasste es Mut, schüttelte seine Flügel und lächelte freundlich „Ich glaube nicht, dass ich in eines eurer Betten wirklich passe. Ich mag eher… na ja, in der Höhe schlafen, nicht unter der Erde.“

Die Familie sah sich überrascht an, nur um dann wieder die Köpfe zusammen zu stecken. Zumindest bis Hoppers Mutter nickte. „Gut, gut. Vielleicht kannst Du in Emers Höhle schlafen. In der Eiche ist noch immer ein Bau. Vielleicht sagt der Dir zu?“

Minga zögerte, knabberte an ihrer Möhre und nickte im Anschluss. Gut, sie würde es versuchen. Aber vielleicht würde sie es auch schaffen wieder auf den Abendsternberg zurück zugelangen.

Jedoch der Weg war so weit zum Fliegen und alleine würde sie das nie schaffen. So viel war sicher. Minga vermisste ihr altes zu Hause, aber nun war sie hier gelandet und vielleicht war der Sturm ja etwas Gutes gewesen. Man weiß es doch nie, oder?

Nachdenklich wackelte sie mit ihren Ohren, ehe sie darum bat, zurück zum Baum gebracht zu werden. Schließlich wollte sie mal gucken, wie der Baum so ist und wie die Höhle war, also der Bau.

Gemeinsam mit der Familie kehrte sie zurück an den Ort, wo sie abgestürzt war. Nur dass jetzt nichts mehr davon zu sehen war, denn die anderen Waldbewohner hatten den Schaden bereits behoben. Emer raschelte mit den Blättern, als Minga über die Rinde der Eiche strich. Dann huschte das Eichhörnchen schnell am Stamm entlang nach oben und fand den Eingang zum Eichhörnchenbau.

Neugierig trat Minga ein und sah sich um. Spinnen hatten sich hier bereits breit gemacht und das sorgte nicht unbedingt für Mingas Freude. Im Gegenteil, sie mochte keine Spinnen. Aber deswegen wollte sie jetzt nicht dem Bau absprechen. Vorsichtig hob sie einen umgefallenen Hocker auf und betrachtete die Einrichtung. Sie war nicht schlecht. Eine Küche war da, sogar ein Schlafplatz und ein Tisch, nur dass der kaputt war. Gut, der Hocker war auch nicht mehr der Beste, aber mit genügend Arbeit und Aufwand würde das Heim wirklich heimelig werden und ihr neues Zuhause.

Ein Klopfen auf Holz veranlasste das geflügelte Eichhörnchen nach draußen gehen und von seinem Ast gucken „Ja?“

Zu Mingas Überraschung war es Menson, der da unten stand und verlegen sich zwischen den Ohren kratzte. „Ich wollte… na ja, Du ziehst da ja jetzt ein, oder? Also…“ Er reichte Minga ein kleines Sträußchen Wiesenblumen „So zum Einzug, halt so…“

Vorsichtig nahm das Eichhörnchen den Strauß entgegen und schnupperte verzückt daran. Blumen.

Blumen waren immer toll. In jeder Farbe, in jeder Form und jeder Art. Minga liebte Blumen und sie freute sich über das Geschenk des Bären. „Danke Dir. Das ist sehr lieb. Sag mal, Du hast nicht zufällig etwas gegen Spinnen, oder?“ Das Eichhörnchen legte den Kopf zur Seite und sah den Bären sehr hilfesuchend an. Dieser lachte kurz, nur um dann zu beschließen, dass das Eichhörnchen vielleicht doch nicht so schlecht ist. Und so kam der Bär mit und half dem Eichhörnchen bei der Entfernung sämtlicher Spinnen aus dem Bau. Und Minga war sehr dankbar darum.

Und bald klopfte es wieder am Baum und es kamen die Dachsbrüder mit neuen Möbeln, die Kaninchenfamilie mit noch mehr Möhren, während die Spatzen ein neues Bettzeug brachten, die Bienen Honig und das Wiesel hatte sogar Brot dabei.

Man sorgte für alles in Mingas neuer Behausung, sogar Gardinen hingen am Ende des Tages vor den Fenstern, die Blumen von Menson standen auf dem Tisch und die Vorratsschränke waren voll mit allen möglichen Leckereien, die Minga unmöglich alleine aufessen konnte.

Nach und nach verabschiedeten sich alle von ihr und wünschten ihr eine gute Nacht. Der Bär selber war schon lange fort, sie hatte gar nicht gemerkt, wann er gegangen war. Schade war es, denn sie hätte ihn gerne verabschiedet und sich noch einmal bedankt.

Als sie endlich alleine war, sah sie sich in ihrem neuen Heim und war recht zufrieden. Hier konnte sie wirklich wohnen. Das Eichhörnchen mit den Flügeln ging nach draußen auf seinen Ast und schmunzelte kurz, denn an ihrer Tür stand ganz groß ‚Minga‘. War wirklich lieb.

Sie setzte sich auf den Rand des Astes und sah in die Tiefe, wackelte dabei mit den Beinen und legte den Schwanz um sich. Nun war sie also angekommen im Dämmerungstal im Wimpidel-Wald.

Sie zog eine Schnute, war mehr als gespannt, was die nächsten Tage wohl brachten. Und nicht nur sie. Auch Emer raschelte mit den Blättern in freudiger Erregung, was wohl nun wieder für Leben herrschen würde.

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2 Kommentare

  1. Velvet 28. Juni 2016

    Da ich anscheinend nicht folgen kann, hinterlasse ich mal einen Kommentar 🙂 Sehr süße Geschichte (hab eben noch den ersten Teil gelesen), und vielleicht geht es ja irgendwann weiter, ob und wie Minga sich im Wimpidel-Wald einlebt.

    Lieben Gruß,

    Velvet (aka Darren aus dem DT)

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