Schnuckenmoment

Zwischen Heide und Moor

Auszug aus ‚Schattenherz‘ – Only the attempt to create a novel

„Tami, träumst du wieder?“ Die sorgenvolle Stimme meiner Mutter klang weiter weg als sonst und während mein Geist sich schwerlich von den Gedanken und Bildern lösen konnte, war mein Verstand bereits dabei den Klang dieser so wohlbekannten Stimme zu analysieren.

Sorge war darin vorhanden, aber sie war meist besorgt, wenn ich träumte und nicht nur dann. Zärtlichkeit und Liebe, die nur der Stimme der eigenen Mutter innehatte, aber auch Angst. Jene Angst, die die Stimme meines vermeintlichen Vaters in Wut und Verachtung erklingen ließ und die Diener zittern. Es war immer gut zu wissen, wie die Stimmen meiner Umgebung klangen, denn so konnte ich vorhersehen, was mich erwartete.

In diesem Fall wusste ich bereits jetzt, wenn ich mich umdrehen würde, wären ihre blauen Augen voller Kummer und Sorge, dann jedoch würde sie lächeln, um nicht zu zeigen, wie viel Schmach meine Existenz ihr immer wieder bereitet, wie viel Angst sie vor mir hatte, da ich so anders war.

„Nein, Mutter, ich habe nur nachgedacht… mehr nicht.“ – „Ach so…“ Bitter biss ich mir auf die Unterlippe beim Klang des ‚Ach so’. Die Erleichterung in diesen zwei einfachen Worten stach zu wie ein spitzes Messer und bohrte sich tief in meine Eingeweide.

Nun wand ich mich doch um, sah zu ihr hinüber, wie sie am Kamin stand, möglichst weit entfernt von mir und mich mit dem Blick maß, den ich nur zu gut kannte. Und da war es, das Lächeln, verlogen, armselig und ängstlich. Sie liebte mich, sie liebte mich wirklich, aber sie hasste meine Existenz und ich konnte nichts tun, als sie täglich daran zu erinnern, dass ich da war, seit meiner Geburt vor zwanzig Jahren.

„Du solltest gehen, bevor Vater wieder kommt. Ohne Begleitung darf niemand in meinem Gemach sein, Mutter… Er und der Priester haben es verboten.“ Langsam durchquerte ich den Raum, darauf bedacht, ihr nicht näher zu kommen und ließ mich in meinem Sessel nieder.

Sie zuckte zusammen und es tat mir leid. „Du weißt von der…“ – „Von der Anordnung, ja. Er war laut genug dabei. Dabei war Amaris gar nichts geschehen, er wollte mich nur unterhalten. Ich bin immer noch seine große Schwester und auch wenn er der künftige Argatenon ist, so ist er mein Bruder. Vater tut gerade so, als würde ich darauf unbedingten Wert legen, seinen Platz einzunehmen, dabei möchte ich viel lieber…“ Ich schwieg und senkte den Blick, die Worte bereuend, die über meine Lippen gekommen waren. Mit jedem Wort war meine Mutter noch stiller geworden, noch blasser. Ob Vater sie wieder gedemütigt hatte und sie deswegen meine Nähe suchte?

„Es tut mir leid, Mutter… Vergib mir.“ – „Was soll ich dir vergeben, Tamira? Deine Wut auf uns, die durchaus berechtigt ist? Die Enttäuschung in deine Eltern? Ich sollte dich mehr vor ihm schützen, es war schließlich SEIN Wunsch damals… er wollte, dass ich in dieser Zeremonie mit ihm dich zeugte.“ Ich beobachtete meine Mutter, blass mit braunem Haar, welches unter der Haube zu einem Zopf geflochten war. Dazu die braunen Augen, in denen für diese Sekunde Leben war, wo sonst nur Leere herrschte.

In diesem Moment konnte ich verstehen, warum die Männer sie. Jetzt wo sie an meinen wahren Vater dachte, war sie einfach wunderschön, anmutig, stolz und strahlend. Ich verwahrte diesen Anblick tief in meinem Herzen, denn ich wusste, dass er nur für Sekunden hielt. „Myrand und dein Vater hatten ein Abkommen mit Ęndim aus dem Sandland. Ein Kind von seinem und meinem Geschlecht sollte der Nachkomme und künftige Prewua werden…“ – „Und dann wurde ich geboren.“ Bitternis lag in meiner Stimme und ich sah ins Feuer. Ich wollte nicht sehen, wie ich mit diesen fünf Worten ihre Erinnerungen wieder zerstörte.

Es dauerte einen Moment, ehe ich den Stoff ihres Kleides hörte und ihr Seufzen im Raum schwebte „Ja, dann wurdest du geboren…“ Wieder raschelte das graue Leinen ihres Rockes, kam näher, doch als ich aufblickte voller Hoffnung auf ihre Nähe, verließ sie den Raum und ich blieb alleine zurück in meinem Arrest.

Ich hatte nie den Sinn dieser Zeremonie verstanden, von der meine Mutter oftmals sprach und mir zum stummen Vorwurf machte.

Klar war mir nur, dass Myrand, Priester der Zeitlosen, dafür sorgen wollte, dass mein Vater zum Herrscher ernannt wurde und er dazu das Blut des Sandvolkes brauchte, auch wenn mir nicht bewusst war, welchen Vorteil dieses Blut haben sollte. Ich hatte damit nur Ärger.

Ein Sohn sollte aus dieser Verbindung entstehen, doch stattdessen erblickte ich das Licht der Welt.

Myrand gab meiner Mutter die Schuld daran, schließlich sollte sie das Opfertier sein, als Ęndim sie nahm, doch sie hatte sich in den Herrscher des Sandvolkes verliebt, war ihm näher als sie je Vater nahe war und träumte noch heute von ihm.

Die Ironie sorgte also zur Strafe für eine Tochter.

Eine Tochter, die immer wieder daran erinnerte, dass sie nicht das leibliche Kind des Hauses Argatenon war. Meine Haut war dunkler als die meiner Eltern und Geschwister. Sie wirkte, als wäre ich oft und viel in der Sonne, fast wie die der Bauern draußen. Und auch wenn ich den schlanken hohen Wuchs meiner Mutter hatte, so waren meine Beine länger als ihre, meine Glieder feingliedriger, meine Bewegungen geschmeidiger.

In ganz Jægbren war ich die einzige Frau mit rotem, dichtem Haar, welches sich in unzähligen Locken kringelte und bis über die Schultern fiel. All das wirkte noch anziehend auf die Menschen um mich herum, doch sobald sie mir in die Augen sahen, begann die Furcht. Denn meine Augen waren nicht braun, blau oder gar grün. Sie hatten das giftige Gelb der Katzen draußen auf dem Hof, die immer meine Nähe suchten, sobald ich diesen betrat.

Dazu kam mein gutes Gehör, mein Gespür für die Menschen und die Umgebung. Ich roch ihre Gefühle, lauschte ihren Gedanken auch wenn ich nicht wollte und jedes Fest wurde für mich eine einzige Qual. Ich wusste und ahnte Dinge im Voraus, noch bevor sie geschahen, manchmal war es sogar die Vergangenheit, die zu deutlich mit mir sprach, wenn ich etwas berührte.

Ich war anders und davor hatten sie Angst, schon immer gehabt und je älter ich wurde, desto ängstlicher wurden sie. Und dafür konnte man ihnen nicht mal einen Vorwurf machen, denn wäre ich an ihrer Stelle, ich würde mich auch vor mir fürchten.

Vielleicht war ich aus diesem Grund sogar bereit meinem Vater zu verzeihen, dass er jeden Umgang mit mir verboten hatte seit dem letzten Besuch von Amaris.

Traurig dachte ich an den Nachmittag vor ein paar Wochen, dem Letzten an dem ich Amaris gesehen hatte.

Wir hatten uns unterhalten und zusammen, wie so oft Charâk gespielt. Ihm hatte ich es beigebracht und er war der beste Spielpartner von allen. Wir haben dabei gelacht und Wein getrunken. Gerade hatte mein Bruder seinen Zug gemacht, als er seinen Becher leerte und diesen dem Diener zum Neufüllen hinhielt. Ich hatte eine grüne Flüssigkeit in dem roten Wein schweben sehen und meine Vorahnung ließ mich sehen, wie mein Bruder sich windend auf dem Boden lag. Entsetzt darüber entriss ich meinem Bruder den Becher, hatte ihn gegen die die Wand geworfen.

Amaris war erschrocken, doch das Zischen und die verätzten Stellen der Wand ließen ihn ahnen, was im Wein war. Wir wollten den Diener befragen, aber dieser wurde mit einem Mal grün im Gesicht, sah mich an und in dem Moment als die Wachen herein kamen, um zu sehen, was der Lärm bedeutete, gluckerte das Wort „Mörderische Hexe“ über seine Lippen, ehe er auf den Boden fiel. Er krampfte, bekam Schaum vor dem Mund und verstarb.

Die Wache hatte diese Worte gehört und egal wie sich Amaris auch wehrte, er wurde fort gebracht und ich in mein Gemach gesperrt. Später kamen meine Eltern mit Myrand und im Beisein der Wachen wollten sie ein Geständnis von mir, doch schwieg ich. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen.

Es war ungerecht, doch der Urteilsspruch am Ende war laut und deutlich. Niemand durfte mir mehr zu nahe kommen, bis Vater endgültig entschieden hatte, was mit mir geschehen sollte. Und dass er mich lieber gestern als heute fort haben wollte, war wohl jedem klar.

Mit einem Seufzen ich schloss die Augen, rieb mir die Schläfen aufgrund leichter Kopfschmerzen. Der Vorteil dieser erzwungenen Einsamkeit war, dass ich keinen Gefühlen und Gedanken anderer ausgesetzt war. Ich war von Stille und Ruhe umgeben und nichts drängte sich mir damit auf. Mein Kopf genoss diese Ruhe.

Für einen Sekundenbruchteil wünschte ich mir den Moment zurück, bevor meine Mutter mich gestört hatte. Wieder zurück zu den Bildern, die ich gesehen hatte, zu den Gefühlen, denen ich gelauscht hatte. Wie köstlich war es gewesen, denn in diesem Augenblick hatte ich mich nicht alleine gefühlt. Sand war unter meinen Füssen gewesen, die Sonne flirrte über der weiten Ebene und ich fühlte so viel Liebe, Zuneigung und Nähe wie noch nie. Freiheit war da gewesen, keine Zwänge, keine Bindungen und ich war über die Ebenen geflogen.

Allein bei der Erinnerung an diesen Tagtraum streckte ich mich genüsslich und begann mich wieder zu entspannen. Ich hoffte, dass ich wieder einen solchen Traum haben durfte.

<em data-blogger-escaped-style=“mso-bidi-font-style: normal;“>‚Wir holen dich… Sie sind deiner nicht wert, Schwester’ </em>

Erschrocken öffnete ich die Augen und sah mich um. Es war, als hätte jemand direkt neben mir gestanden und die Worte in mein Ohr geflüstert. Doch noch immer war ich alleine. Dann kam es wieder <em data-blogger-escaped-style=“mso-bidi-font-style: normal;“>‚Bastarde, sie ist mehr wert… kein Stück Vieh zum Verkauf gedacht – Keine Angst, Schwester, wir holen dich’</em>

Das Wispern war in meinem Kopf, war vielzählig und eindringlich. Es war nicht mal zu deuten, welches Geschlecht sich dahinter verbarg. Und trotz allem wusste ich bereits jetzt, dass es wirklich mir direkt galt. Niemand anders war gemeint. Vorsichtig erhob ich mich und trat zum Fenster. Mir war nicht bewusst gewesen, dass Gäste in Argatenon waren und doch sah ich jetzt eine Gruppe von Menschen auf dem Hof lagern. Sie sahen aus wie Oranjaros, über die eine Menge Schauergeschichten den kleinen Kindern aufgetischt wurde, wenn sie unartig waren.

Und ich kannte jede Geschichte, denn ich habe sie alle erzählt bekommen und mich nicht einmal davor gefürchtet. Warum auch, ich war doch die Tochter des zweiten Lords. Wenn auch nur anerkannt, nicht leiblich. Nie hatte ich auch nur einen Moment geglaubt, dass die Oranjaros mich rauben oder holen würden. Gut, manchmal habe ich es mir gewünscht um dem Druck meiner Eltern zu entkommen, aber daran geglaubt habe ich nie. Sie sollen kleine Kinder stehlen und sie versklaven, Nomaden sind sie, unstet und grausam. Kein Heim war ihnen bekannt, sie verdienten ihre Münzen mit Hurerei, Sklaverei und Diebstahl. Hübsche Mädchen sollten eine Menge Münzen einbringen bei den reichen Männern, wenn sie die Beine nur breit genug machten.

Genau in diesem Moment hoben zwei der Gäste den Kopf und sahen direkt zu meinem Fenster. <em data-blogger-escaped-style=“mso-bidi-font-style: normal;“>‚Wir sind da, Schwester… fürchte dich nicht’</em> Schnell trat ich zurück, während mein Herz schwer klopfte. Es war, als hätten sie in meine Seele gesehen, als kämen diese Gedanken direkt vor ihnen. „Ich fürchte mich aber… jetzt erst recht.“ Meine Stimme zitterte bei diesen Worten, die an niemanden außer mir selber gerichtet waren.

Ein Klopfen an die Tür ließ mich herum fahren. Ich zögerte und erreichte damit nur, dass es erneut klopfte, dieses Mal drängender. Kurz biss ich mir auf die Unterlippe, ehe ich ein „Ja…“ von mir gab. Ein Mann der Wache trat ein und verneigte sich. Zumindest mit viel gutem Willen war es als Verneigung zu sehen. „Der Argatenon wünscht euer Gnaden zu sehen…“ Meine Augenbraue rutschte hoch, denn das war schon sehr merkwürdig. „Ich komme…“

Ich wischte mir über den hellen Stoff des Leinenkleides, richtete es kurz, ehe ich an der Wache vorbei trat auf den Flur. Der Soldat heftete sich sofort an meine Fersen und begleitete mich durch die Gänge, welche verlassen und düster da lagen. Dieses Haus war schon immer düster, wurde mir bewusst. Nur einmal hörte ich ein raues Lachen und ein Stöhnen und als ich an einer Tür vorbei ging, sah ich, wie eine Dienerin gerade für einen der Berater meines Vaters den Rock hochgeschoben hatte und er sie hart nahm. Wirklich glücklich sah sie dabei nicht aus, eher bemitleidenswert.

Der Mann hinter mir erklang dunkel und süffisant „Hat euer Gnaden ebenfalls daran Interesse?“ Ich sah mich zu ihm um, musste würgen unter der Wucht der Gier und rohen Lust, die von ihm aus ging. Er stellte sich wahrhaft vor, mich auf so abartige Weise haben zu können. Gleichzeitig machte er sich Sorgen um seine Männlichkeit und die Flecken darauf „Sicher, aber ich will mich nicht bei euch anstecken, so krank wie ihr seid.“ Er wurde hoch rot und hielt nun genügend Abstand zu mir, was mir Luft verschaffte.

Ich betrat den Empfangsaal durch die Flügeltür, fühlte das Fremde in diesem Raum und sah zu jenen, die seitlich der Stufen zu meinem Vater standen. Myrand selber war es, der mich ankündigte, womit jede Aufmerksamkeit sich zu mir wand „Tamira Ëandir Loahe jal Ærgona, Erstgeborene des Hauses Argatenon, Anwärterin auf den Platz der Hohepriesterin und Erbin der Îndro.“ <em data-blogger-escaped-style=“mso-bidi-font-style: normal;“>’Sie ist da, unsere Schwester…’</em>

Nicht nur ich sah überrascht zu dem Priester, auch meine Schwester Ÿvne schien für einen Augenblick ihre guten Manieren zu vergessen und flüsterte aufgebracht „Aber ich bin die Erbin… sie ist doch das…“ – „Halt den Mund, Ÿvne.“ Amaris stieß ihr in die Seite, ehe er sich löste und auf mich zukam. Er schien es eilig damit zu haben, als wollte er jemanden zuvor kommen. Schon hielt er meine Hand und lächelte mich an, so dass ich nicht anderes konnte, als zurück zu lächeln und seine Hand sanft zu drücken. Es ging ihm gut und er hatte mich vermisst, das konnte ich fühlen und hören. Gleichzeitig war er verwirrt, ja, sogar besorgt um mich. „Ich habe Dich auch vermisst, Amaris. Es ist alles gut…“

Er nickte und verstand sofort, schließlich hatte er sich noch nie vor meinen Fähigkeiten gefürchtet. Schon legte er meine Hand auf seinen Arm und führte mich zu meinem Platz. Von meinem Vater ging ein starkes, verachtendes Gefühl aus, welches mich erschauern ließ und mir das Atmen schwer machte. Meine Mutter dagegen schien voller Hoffnung, die ich nicht so ganz verstand. Andere Gedanken und Gefühle wollten sich zu mir vortasten und ich musste mich mühevoll an meinem Bruder festhalten, um nicht zu wanken. Jeder Versuch sie auszublenden kostete mich Kraft.

Ein Schatten fiel auf mich und meine freie Hand wurde von einem Fremden ergriffen. Amaris verharrte, rang mit sich dabei. Überrascht stellte ich fest, dass mein Bruder eifersüchtig war auf jenen Fremden, der mich nun auffordernd ansah. „Das also ist sie? Meine Halbschwester? Wie wunderschön du bist…“ Langsam sah ich zu jenem Mann auf und zuckte zurück. Er gelbe Augen, wie ich, auch wenn sie bei ihm mehr an ein Raubtier erinnerten, als bei mir. Mit einer Kopflänge überragte er mich, während seine Haut noch dunkler war als meine. Seine Hand hielt die meine warm und sanft. Seine Kleidung war dunkel und vielschichtig. Ein Tuch war um seinen Kopf geschlungen, so dass ich die Farbe seiner Haare nicht erkennen konnte, dafür aber die Züge seines Gesichtes, welche schärfer, markanter wirkten. Ja, sogar männlicher als meines Ziehvaters oder meines Bruders. Ich konnte nicht ausmachen, ob er älter oder jünger als ich war, dafür aber seine Freude spüren, mich kennen zu lernen, seine Neugier und seine Wut auf … meine Eltern.

Verwirrt sah ich von ihm zu meinem Vater, dann wieder zurück. Gleichzeitig spürte ich das Drängen von Amaris, welcher mich fort von eben jenem Mann haben wollte. Dieser schien es auch zu spüren, denn er sah zu meinem Bruder, lächelte ihn an „Sie ist unsere Schwester und sie wird es immer sein. Ich will sie nicht dir wegnehmen… aber die Umstände…“

Amaris knurrte „In erster Linie meine und Ÿvnes Schwester“ In diesem Augenblick spürte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Abneigung Ÿvnes und es war wie ein Stich, der sich tief in mein Herz bohrte, denn ich liebte und achtete sie zu jeder Zeit. „Er kann sie meinetwegen haben…“ Gerade bevor mein Bruder sie zu Recht weisen konnte, hielt ich ihn zurück „Nicht, Amaris. Sie ist wütend, weil ich in der Erbfolge ihr vorgezogen wurde.“ Dann wandte ich mich an meinen vermeintlichen Halbbruder, betrachtete ihn mit aufsteigender Kühle „Und ihr seid?“

Er zuckte zurück, verneigte sich im nächsten Moment auf eine Art, die hier nicht üblich war. „Verzeih, Schwester, dass ich so unhöflich war. Mein Name ist Hasur Ęndim akna Žeandru, Erstgeborener von Ęndim Haranķ akna Žeandru, unserem gemeinsamen Vater.“ Jetzt verstand ich die Reaktion meiner Mutter und mein Blick ging von Hasur zu ihr, ehe ich wieder zu ihm sah. Er war also älter als ich. Eindeutig vom Vorteil. „Ich bin erfreut, endlich ein Mitglied meiner anderen Familie kennen zu lernen.“ Ich knickste, wie man es mich gelehrt hatte und wandte zu meinem Bruder, lächelte ihm aufmunternd zu, bereit auf meinen Platz zu gehen. Doch Hasur hielt mich zurück. „Oh, nicht nur das… wir sind hier, um dich nach Hause zu holen. Und damit das Versprechen endlich eingelöst werden kann, ich freue mich schon so. Du und mein bester Freund… Eine wundervolle Verbindung.“ Er strahlte mich förmlich an und mein Blick wurde sehr fragend. „Versprechen?“

Fragend sah ich zu meinem Vater auf, welcher mich kurz musterte, ehe er kalt lächelte „Sicher, Tamira. Deine Vermählung mit dem von deinem leiblichen Vater ausgewählten Mann.“

Der Boden unter meinen Füssen begann zu schwanken und ich ließ zu, dass mich Amaris stützte. Verwirrt sah ich mich um, sah zu meinem Bruder hoch, dann zu Hasur, meinem Vater „Meinem… Mann? Aber… ich… welches Versprechen?“

Myrand war es, der ungeduldig seufzte „Dummes Ding. Bei deiner Zeugung wurde bereits vereinbart, dass, sollte uns ein Mädchen geboren werden, dieses einen Mann aus den Reihen Žeandrus heiraten wird und zu ihrer Familie ins Sandland gehen wird. Der Zeitpunkt ist gekommen, es wurde ein Mann gewählt und heute noch werdet ihr vermählt.“

Ich löste mich von Amaris und ging auf meine Eltern zu. „Das ist nicht euer Ernst, ihr… vermählt mich? Ohne meine Zustimmung? Ohne dass ich…“ – „WIE wagst du es mit mir zu reden?“ Mein Vater sprang auf und sein Zorn, all sein Hass drückten sich auf meinen Geist, so dass ich schwankte. „Diese Ehe wird auch ohne deine Zustimmung vollzogen werden, das Versprechen nicht wegen deiner Launen gebrochen.“ – „Aber ich…“ Hilflos wollte ich mich an meine Mutter wenden, als eine neue Salve von Gefühlen mich nieder drückte. „Schweig, ungehorsames Weib! Dein Vater hat es befohlen“ Mühsam sah ich zu meinem Vater und Myrand, deren Gestalten immer verschwommener wurden. In mir herrschte nur noch Verzweiflung, dazu die Emotionen des ganzen Saals, welche von Aufgebrachtheit über Neugier bis zum Spott reichte. Dann jedoch verspürte ich ein Erstaunen und einen Anflug von Zuneigung, die mich veranlassten, den Kopf zu drehen und an Hasur vorbei zu sehen. Von dort kamen diese Gefühle und das so klar und deutlich, dass sie fast alles überstrahlten. Einer seiner dunklen Begleiter trat näher, löste sein Tuch vor dem Gesicht. Entsetzen breitete sich in mir aus, denn ich erkannte ihn. „Du… Du wirst… Du bist… nein!“ Ich wich zurück, erkannte den Mann als jenen, der in meinen Visionen zu mir kam, oder aber diese junge Frau gegen ihren Willen sich zu Eigen machte. Plötzlich wurde mir klar, dass ich diese junge Frau war, die gegen ihren Willen verheiratet wurde und es meine Zukunft werden wollte.

Dann wurde es dunkel um mich herum, was ich mehr als Dankbar aufnahm.

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