Schnuckenmoment

Zwischen Heide und Moor

Traum vom Glück

„Ah, Dorian! Darf ich Dir Florentine Albers vorstellen? Sie wird sich um Vincento und Valerie kümmern, während ich arbeite.“ Sein Blick fiel auf die junge, zarte Frau, welche neben Mikaela stand und er nickte ihr zu „Willkommen in Neapel. Ich hoffe, es gefällt Ihnen, Signora.“ Er betrachtete die auffallend roten Haare, die sie als Bob trug und musste gestehen, dass es ihm gefiel. Irritiert war er nur über diese hellen blauen Augen, welche ihn auf eine Art musterten, wie er selbst es kaum gewohnt war. Diesen ernsten Blick, den eine so junge Frau nicht haben sollte. Er schätzte sie auf circa Anfang zwanzig, wenn überhaupt. Auf jeden Fall jünger als er selber war. So denn er überhaupt schon so mit seinen 26 Jahren denken durfte.
„Grazie, signor Luitprando! Tutto quello che ho potuto vedere fino ad ora di Napoli, è meraviglioso. Questa città è così … bellissima.“ Ihr Italienisch war zwar holperig, aber der Klang ihrer Stimme glich alles aus. So leicht, so voller Leben und ein krasser Gegensatz zu ihrem Blick oder die zurückhaltende, brave Art, wie sie neben der Nachbarin seiner Mutter stand. Es war als ob sie sich selbst unterdrücken würde, auch wenn er nicht wusste warum. Aber eines wusste er definitiv. Er war fasziniert von ihr.

Im Hintergrund sah er die Kinder von Mikaela nach Hause kommen und schon von weitem riefen sie nach ihrer Mutter und als sie die rothaarige Frau entdeckten, auch nach ihr. Flo. Diese wendete sich mit einer Entschuldigung von ihm ab und den Kindern zu, lachte ihnen entgegen und nahm sie bei den Händen, kaum dass sie einander erreicht hatten. Gemeinsam gingen sie ins Haus und so sehr es sich Dorian auch wünschte, dieser Rotschopf drehte sich nicht einmal mehr um, sah nicht einmal mehr zu ihm zurück. Und innerlich spürte er, wie seine Instinkte geweckt wurden. Niemand ignorierte ihn so einfach, schon gar keine Frau. Schließlich war er ein Luitprando und das mit einer stolzen Ahnengalerie. Er war das künftige Familienoberhaupt und diese junge Frau gewährte ihm keinen erneuten Blick, was unfair war. Mikaela war bei ihm stehen geblieben und musterte ihn sehr prüfend. Es war, als würde sie ahnen, was in ihm vorging und worüber er sich gerade innerlich ärgerte. „Sei nett zu ihr, Dorian. Auch wenn sie Dir gegenüber vielleicht nicht respektvoll ist. In Deutschland ist es anders…“

„Das weiß ich, Mikaela. Keine Sorge.“, er wusste, dass er gereizter klang als er eigentlich wollte und lächelte die zweifache Mutter nun offen an. „Grüße Deinen Mann von mir. Mamma sagte, dass ihr noch Wein haben wolltet. Gestern ist eine Lieferung gekommen aus der Toskana. Wenn er will, kann Dein Mann diesen heute Abend abholen.“ Damit drehte er sich um und ging zum Haus seiner Mutter, auch wenn er in Gedanken erneut bei diesem faszinierenden Rotschopf war.

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