Schnuckenmoment

Zwischen Heide und Moor

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
Eine Frage, die von einer Angestellten an die Kundin geht. Eine Frage, die normal ist, die täglich ist, die zum Service gehört.Doch in diesem Moment kommen die Tränen und ich schlucke, kämpfe, blinzle sie weg und schüttle tapfer den Kopf. „Nein! Nein, sonst können Sie nichts für mich tun.“
Sie sieht mich an, prüfend, sieht die ungeweinten Tränen. Ich sehe, wie sie ihren Mund öffnet und wieder schließt, ohne etwas zu sagen. Nein. sie kann nichts tun, nichts gegen diese Gefühle, die in diesem Moment in mir aufwallen, gegen das drohende Ersticken, die schrille Einsamkeit, die mich in diesem Moment runterreißt.
Ich drehe mich um, wende mich ab und verlasse den Laden. Hoch erhobenen Hauptes, den Blick gerade aus.
Und doch höre ich immer wieder diese Worte. ‚Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?‘
Vollkommen unverbindlich, belanglos, aber es trifft mich bis ins Herz. Sie begleiten mich durch den Tag, hallen immer wieder in meinem Kopf.

Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?

Mir sagen, was Liebe wirklich ist.
Denn bis jetzt war sie jedes Mal eine bittere Enttäuschung, die mir mehr weh tat als alles andere und mir jetzt Angst macht.
Angst, mein Herz erneut zu verschenken, erneut jemanden dort hinein zu lassen und erneut jemanden so zu lieben, wie ich es bereits tat.
Alles, alles hatte ich getan, aufgegeben, gewollt.
Ja, sogar diesen verdammten Ring am Finger habe ich mir anstecken lassen, weil ich dachte, dass Liebe über alles siegt. Doch die Liebe hat mich enttäuscht, verlassen, verletzt, gedemütigt. War das Liebe?

Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?

Mir sagen, warum ich jetzt ein Jahr später anfange zu weinen, wo ich dachte, ich habe keine Träne mehr. Wo ich dachte, der Schmerz ist besiegt.
Warum ich jetzt auf die Scherben sehe und feststelle, dass mir die Kraft verloren gegangen ist, sie aufzusammeln, sie neu zusammen zusetzen und daraus wieder mein Herz zu basteln. Soll es doch verrotten, soll es doch ein Scherbenhaufen bleiben… ich kann es nicht mehr.
Keine Liebe mehr, keine Beziehung mehr, kein Vertrauen in eine andere Person, die mich nur wieder verletzt, trifft, mir mehr weh tut, als es je jemand konnte.

Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?

Mir erklären, warum ich mich immer noch auf die Suche nach Liebe mache, warum ich immer noch genau diese für mich will, wünsche, mich nach ihr sehne. Wenn sie doch nichts als Schmerz bringt.
Ich melde mich an, in Datingportalen, lösche mich wieder.
Ich lächle andere Männer an, doch in mir kommt sofort die Verachtung hoch, der Schmerz. Meine Gedanken spielen die Beziehung durch und am Ende bin ich wieder alleine.

Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?

Mir den Schalter geben, mit denen ich mein zerstörtes Herz pulverisiere.
Mir den Schalter gebe, um meine Gefühle für immer auszuknipsen und einfach zu leben. Zu vergessen!
Und mir die Hoffnung zurück bringen, dass am Ende, wenn alles vorbei ist, ich nie wieder so verletzt werden kann! Nie wieder…

Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?

Nein. Denn ich muss es alleine bewältigen.
All das muss ich alleine schaffen…. Aber Danke! Danke, dass Sie gefragt haben…. Danke, dass Sie sich, wenn auch oberflächlich, für einen Augenblick für mich interessiert haben.

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