Schnuckenmoment

Zwischen Heide und Moor

Depression – der ungesehene Schmerz

Es gibt wenige Krankheiten, Empfindungen oder Gefühle, die weniger Verständnis einbringen als die Depression.
Man sieht die Menschen in ihrem Alltag und sie wirken doch normal, oder nicht? Sie lachen, sind fröhlich und haben augenscheinlich doch alles in ihrem Leben, was sie brauchen, um wirklich glücklich zu sein. Sie sind Dein bester Freund, Dein Kumpel, Dein Lebenspartner, Deine große Liebe, Dein Familienmitglied… Sie sind doch so normal.
Sie wirken so stark, so unglaublich taff, machen alles scheinbar mit links und stecken Schicksalsschläge so einfach weg, als wären sie nichts. Du bewunderst sie dafür, für ihre Stärke, ihre innere Kraft, schaust zu ihnen auf. Und wenn sie mal laut an sich zweifeln, dann wischt Du es weg, sagst ihnen ,dass sie das alles so toll machen, so toll können… und siehst es nicht…

Du siehst nicht die dunklen Wolken, die in ihren Gedanken sind.
Du siehst nicht den ernsten Ausdruck in ihrem Gesicht, wenn die Tür sich hinter ihnen schließt und sie wieder alleine sind. Du hörst nicht, wie schwer sie atmen, wenn sie nachts wach liegen und ihre Gedanken sich drehen, kreisen und Spiralen bilden, die in einen Abgrund führt.
Manchmal spürst Du plötzlich diese Distanz zwischen euch und kannst sie nicht zu ordnen. Du kannst nicht verstehen, warum man Dir für einen Augenblick einen Zugang verwehrt, die Nähe. Du weißt nicht, warum da ein Abstand ab und an ist, die Person, die Dir nahe steht, sich zurückzieht, einigelt in ihrem eigenen Loch. Doch nimmst Du es ernst? Nein!
Du bist eher noch beleidigt, schmollend, weil Du Dich weggestoßen fühlst, weil Du doch die Person bist, die von dieser Stärke der anderen zerrt und nichtanders rum. Wie kann sich so ein fröhlich, geerdeter Mensch entfernen? Wie kann er plötzlich so merkwürdig ruhig werden, so nachdenklich und schweigend?

Und dann kommt der Tag, an dem Du sagen wirst

„Ich habe nie etwas bemerkt…“
„Sie hätte doch was sagen können, ich wäre doch da gewesen…“
„Warum hat sie das getan, weiß sie, was sie uns damit antut?“

Nein!
Nein, sie weiß nicht, was sie euch antut!
Nein, sie hätte nichts sagen können, denn die Stimme in ihrem Kopf, das erdrückende Gefühl in ihrem Inneren hätte es nicht zugelassen.
Und es stimmt… Du konntest nie etwas merken, denn sie hat ihre Dunkelheit vor Dir versteckt, um Dir nicht zur Last zu fallen, um Dich nicht zu bekümmern, Dich nicht zu enttäuschen…

Jede Depression fällt anders aus, wirkt sich anders auf und doch ist es oft genau das, was am Ende geschieht… das Umfeld ist überrascht, entsetzt, voller Verständnislosigkeit und wütend. Auf die Person, auf sich selber… auf das Leben an sich.

Nicht jede Depression endet unweigerlich im Tod, im Suizid oder in einer Einrichtung. Nicht jeder erkrankte Mensch gibt sich vollständig auf, weil er keinen anderen Ausweg erkennen kann, weil die Wolken zu dunkel sind, das Leben zu schwer und die Erfahrung all dessen zu schmerzhaft.
Man redet nicht darüber, behält es für sich. Seine Bedenken, seine Sorgen… seinen Kummer.
Jetzt könntest Du sagen, ich hätte leicht reden… wer bin ich schon.

Ich kenne die Sprachlosigkeit, die Fassungslosigkeit, wenn ich genau das sage. Wenn ich dazu stehe, zu dieser Form von Krankheit. Jeder sieht mich an, denn sie sehen mich nicht so.
Sie glauben, wer depressiv ist, muss am Boden sein, muss sich verkriechen, einmauern und hat keine Chance. Nur unglückliche Menschen sind angeblich Depressiv, wie kann ich es da sein, wo ich doch immer wieder glücklich und fröhlich bin? Wo ich doch gerne lache und so viel Liebe in mir trage und bekomme?

Es liegt an meinem Kopf, meiner Psyche, meiner Seele.
Für mich ist die Depression eine Krankheit der Seele und ja, ich glaube daran, dass jeder Mensch eine Seele hat, das ist für mich Fakt. Und meine Seele ist krank, denn sie fühlt sich an manchen Tagen unglaublich schwer  an, als wäre sie aus Bleib und nimmt mir die Kraft zu atmen. Sie ist an manchen Tagen so schwarz und dunkel, dass ich keinen Ausweg sehe, als mich zu kriechen, ich möchte an diesen Tagen nicht mehr und bin so unbeweglich.
Tage, an denen ich es nicht schaffe die alltäglichsten, normalsten Dinge zu tun. Unverständlich für euch, wie das normalste einem so schwer fallen kann.
Es gibt Nächte in denen ich aufwache und weine, ohne dass es einen Grund dafür zu geben scheint. In diesen Augenblicken jedoch wird mein Herz so unendlich schwer, meine Seele erdrückt es förmlich und ich habe das Gefühl zu ersticken an den Gefühlen die in mir hochschwemmen, mich überkommen und mich nicht los lassen wollen.

Doch was tun?
Was könnt ihr tun, wenn ihr spürt, dass einem lieben Menschen genauso etwas wiederfährt?
Gebt ihn nicht auf! Egal was er tut, was er macht, egal was passiert… gebt ihn nicht auf.
Nehmt nicht seine Kraft, sondern gebt ihm eure, haltet ihn fest in den dunkelsten Stunden und geht nicht weg, selbst wenn er darum bittet. Seit da und schenkt ihm Lieben. Schenkt ihm Licht. Und lasst ihn fühlen, dass all seine Dunkelheit, seine schwere Seele, sein Kummer für euch keine Last sind.
Auch wenn es für euch unverständlich ist, ihr es für Unsinn haltet, so gebt ihm nie das Gefühl, dass er alleine ist damit, sondern dass ihr ihn ernst nehmt.
Manchmal will die Person nicht darüber reden, aber sie braucht die Gewissheit eines Rückhaltes.
Egal wie dunkel der Weg auch ist, wohin er auch führt… seid an seiner Seite und habt keine Angst. Zürnt ihm nicht, nur weil ihr ihn nicht versteht. Verachtet ihn nicht, weil ihr nicht fassen könnt, was in ihm vorgeht… Die Gedanken sind frei… sie lassen sich oft nur schwer steuern und wenn das Herz sich schwer fühlt, die Seele einen erdrückt, dann kann man noch so dagegen ankämpfen, es reißt einen mit. – Zeigt ihnen in diesen Moment das Licht, die Schönheit und vor allem… haltet daran fest, dass ihr zusammen gehen könnt bis zum Ende der Welt.

Was ist mit jenen, die selbst betroffen ist?

GEBT NICHT AUF!

Es gibt immer eine Lösung, eine Hilfe, es gibt ein Weiterkommen!
Gebt euch nicht auf, weil ihr glaubt, dass ihr eurer Familie nur zur Last fallt. Das tut ihr nicht! Ihr werdet geliebt, gebraucht und man würde für euch durch die Hölle gehen!
Und vor allem… es gibt Hilfe! Es gibt so viel Hilfe dort draußen… gebt euch niemals auf, sondern kämpft. Kämpft gegen die Strömung, gegen die Dunkelheit. Bittet eure Familie, Freunde, Liebsten, euch zu halten. Lasst zu, dass sie euch zurück ins Licht bringen.
Es gibt immer Rückschläge, man kann immer Fallen, doch dann steht auf! Schüttelt euch und macht weiter.

Gebt nicht auf! Erhebt euch, eure Stimme und lasst euch helfen!

Das tut man nicht, weil man denkt, ihr fallt zur Last! Nein. Man will euch helfen, weil man euch liebt.

IHR WERDET GELIEBT!

lasst es zu!

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

© 2024 Schnuckenmoment

Thema von Anders Norén

This function has been disabled for Schnuckenmoment.